Tag 20 White Sands National Monument + Chiricahua NM (21.9.13)

Ihr könnt euch das nicht vorstellen. Um 5:00 klingelte der Wecker. Ich werde das unkommentiert stehen lassen. Fast schon eine Frechheit. Wenn nicht sogar Körperverletzung. Es ist jetzt 20:24. Gestern um die Zeit war es 21:24 und in eineinhalb Wochen um die gleiche Zeit ist es wieder 05:24. Zeitzonen sind was feines. Ich wurde allerdings noch nie innerhalb eines Landes umgestellt.

Nach dem der Wecker geklingelt hatte, sollte es um 05:30 schon auf die Piste gehen. Ziel: White Sands National Monument (NM). Ein Test war angekündigt. Offiziell liegt dieses Monument im größten Amerikanischen Raketentestgelände. Eine große Straße geht in den Süden, nach Mexiko. Wenn Raketentests statt finden, wird diese Straße auch gerne mal gesperrt. Einschusslöcher konnte ich nicht im Asphalt finden. Das zeugt von einer gewissen Zielgenauigkeit der amerikanischen Technik.

Bei dem heutigen Test ging es allerdings nicht um Raketen, sondern um Heißluftballons. Jährlich findet im Oktober in Albuquerque die Hot Air Baloon Fiesta statt. Letztes Jahr wurden bei dem Test bis zu siebzig Baloons gezählt. Wichtig für den Test ist Windstille. Denn White Sands liegt eben mitten im Sperrgebiet. Die Baloons dürfen also nur hoch fliegen, aber nicht weit weg. Und wie es kam: Also der Wind kam. Einige Ballons wurden fertig gemacht, dann streifte der Wind über die Dünen und es sah mächtig anstrengend aus. Der Test wurde abgeblasen. Die Anfahrt war für uns persönlich anstrengend, denn wir hatten noch nicht gegessen und die Schlange der Autos war lang.

Nach dem viele die Sachen gepackt hatten, haben wir uns auf die Weiterfahrt gemacht. Es wurde der Tag der Kontrollen.

Unsere Route führte parallel zur mexikanischen Grenze entlang. Auf einem Stück Interstate wurden reihenweise PKW rausgeholt. Ein Streifenwagen rauschte an uns vorbei. Kurze Anspannung, doch ersuchte sich ein anderes Fahrzeug aus. Nach vielen Meilen kam dann eine LKW Kontrolle. Wieder Streifenwagen im Einsatz. Dritte Kontrolle. PKW links, LKW rechts. Aber was waren wir? Linke Spur und ab in die Grenzkontrolle. Haben wir uns verfahren? Doch plötzlich im mexikanischen Drogenkrieg? Anscheinend reine Routine. Für uns nicht. Ich hatte mich vorbereitet und hatte die Reisepässe bereit gelegt.

Polizist: How many people?
Wir: Two (ich bin immer wieder überrascht, wie gut ich die verstehe und schlagkräftig ich antworte)
Polizist: Are you US Citizen?
Wir: No
Polizist: Where are you from?
Wir: Germany
P: Can i see your passport please?
W: Yes
P: do you have a visa?
Papa: No
Ich bekam etwas Panik und blätterte schnell im Ausweis rum
Ich: Here!
P: okay. Thank you

Glück gehabt!

Während der Weiterfahrt eskortierten wir einen Güterzug. Und was für einen! Eine Lok, 129 Wagons und noch drei Loks. Wie schon auf dem Weg in den Yellowstone Park waren erneut Container mit „Hamburg Süd“ auf dem Zug. Dazu gesellten sich noch die Container von Hapag Lloyd. Es war eine kurze Zeit sehr heimisch. Und welche Stadt kann von sich behaupten, dass sie bemalt auf Containern, quer durch die USA rollt.

Unser Ziel war der Chiri…. (steht im Titel und ich bin etwas kaputt zum Gucken). Kakteen besichtigen. Mittlerweile sind wir im Bundesstaat Arizona angekommen. Daher auch die Zeitumstellung. Wir haben nach vielen Meilen die Interstate verlassen und fuhren dann wieder in die andere Richtung. Einsam war es auf den Straßen. Selten kam ein Auto oder ähnliches Lebenszeichen entgegen. Ich hatte gefühlt 24 Stunden kein Wohnmobil gesehen. In der Dämmerung fuhren wir in das Monument. Wir wollten das Visitor Center zuerst aufsuchen. An der T-Kreuzung kam es dann fast zum Zusammenstoß. Aus der anderren Richtung kam ein Wohnmobil. Baugleich mit unserem. Auch vom gleichen Vermieter. Ich bemerkte folgendes: „Wahrscheinlich steigen die gleich aus und sprechen auch noch deutsch“. Es war eine Prophezeiung. Vier Hanseaten trafen sich in der amerikanischen Steppe. Ich hätte Lotto spielen müssen. Statt vier Wochen hatten die beiden anderen nur drei Wochen. Von Denver nach Los Angeles. Wie wir. Wir aus Hamburg, die aus Bremen.

Irgendwie waren wir falsch. Die Bremer hatten uns gesagt, dass es hier gar keine Kakteen gibt. Viele Steine stattdessen. Wir waren aber dennoch richtig. Nur unsere Erinnerung an unsere Planung war falsch. Auch hier gab es kleine Unwetter, so dass der Campingplatz nur drei freie Stellplätze hatte. Wir waren leider zu spät. Bevor wir uns ein anderes Schlafplätzchen suchten, durchfuhren wir den Canyon Richtung Bergspitze. Der Sonnenuntergang hatte seinen besonderen Reiz. Für ein paar Fotos stiegen wir aus und wanderten einige Meter.

Jetzt fehlte nur noch ein Schlafplatz. Auf der Karte war südlich ein weiterer Campground im National Forest eingezeichnet. Nur war keine Straße vermerkt. Wir haben es verducht. Nach einer Meile Schotterweg blieben wir einfach am rechten Rand stehen. Wildcampen auf einfache Art. Schnell das Essen zubereiten und ins Bett. So ein sternenklarer Himmel musste allerdings noch genutzt werden.

Wir waren so müde, dass ich diesen Beitrag noch am Folgetag fort schrieb.

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